Skurriles - Was einem so alles nachgesagt wird
Schwerin, den 21.07.2025
Kürzlich fand ich eine Email aus Berlin in meinem Postfach, die ich hier einfch mal in Gänze wiedergebe:
AK Polis <sekretariat@ak-polis.de <mailto:sekretariat@ak-polis.de> > Donnerstag, 17. Juli 2025 um 20:21:15 MESZ
Sehr geehrte Frau Dezernentin Trauth [gemeint ist die Dezernentin für Jugend, Soziales & Gesundheit der Landeshauptstadt Schwerin],
sehr geehrte Damen und Herren der Stadtverwaltung und Stadtvertretung, Schwerin,
sehr geehrte Damen und Herren vom Vorstand des Islamischen Zentrums Schwerin,
in Schwerin wird seit mehreren Jahren im Rahmen des „Interreligiösen Dialogs“ und weiterer Aktivitäten der Stadt das Islamische Zentrum Schwerin e. V. (IZS) gefördert.
Das IZS wirbt seit seiner Gründung im Jahr 2006 mit seiner Nähe zum mittlerweile verbotenen Islamischen Zentrum Hamburg (IZH). Dabei handelt es sich laut Verbotsverfügung des Bundesinnenministeriums vom 24. Juli 2024 um eine „extremistische Organisation des Islamismus […], die verfassungsfeindliche Ziele verfolgt“. Es gilt als die bedeutendste Agentur des iranischen Mullah-Regimes in Deutschland. Der IZH-Leiter Mohammad Hadi Mofatteh wurde im Jahr 2024 ausgewiesen. Zur Begründung heißt es, das IZH propagiere eine islamistische, totalitäre Ideologie, unterstütze mit seinen Teilorganisationen die Terrororganisation „Hizb Allah“ und verbreite einen aggressiven Antisemitismus.
Auf der vereinseigenen Website des IZS (https://iz-sn.de.tl <https://iz-sn.de.tl/> ) wird die Nähe zum verbotenen IZH bis heute wie folgt beschrieben:
„Insgesamt ist diese Veranstaltung, an der unter anderem neben Kieler und Hamburger Gästen auch der Stellvertreter des Leiters des Islamischen Zentrums Hamburg, Hojjatol Eslam Younes Nourbakhsh, und von der Londoner Imam-Ali-Foundation as-Samaha as-Sayyid Zaki Bahrul Uloum teilnahmen, zu aller Zufriedenheit gut gelungen und hat Hoffnung in die Herzen gepflanzt, dass in Schwerin der Islam gedeiht zum Wohle aller in dieser Gemeinde, in dieser Stadt, in diesem Lande und darüber hinaus.“
Das IZS gibt zudem auf seiner eigenen Website an, Gründungsmitglied des Dachverbands Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands (IGS) zu sein und seit 2010 auch im Vorstand dieses Verbands vertreten zu sein – ein Verband, der wiederum eng mit dem verbotenen IZH verbunden ist.
Die Stadt Schwerin gibt dem IZS bis heute unter anderem über den städtischen Webauftritt Sichtbarkeit und bewirbt dessen Angebote für „Neuzugezogene“ in einer offiziellen Broschüre:
https://www.schwerin.de/mein-schwerin/leben/gesellschaft-soziales/integration-vielfalt/migrantischevereine <https://www.schwerin.de/mein-schwerin/leben/gesellschaft-soziales/integration-vielfalt/migrantischevereine>
https://www.schwerin.de/export/sites/default/.galleries/Dokumente/Gesellschaft-Soziales/Integration/Broschuere-migrantische-Vereine-Schwerin-2023.pdf <https://www.schwerin.de/export/sites/default/.galleries/Dokumente/Gesellschaft-Soziales/Integration/Broschuere-migrantische-Vereine-Schwerin-2023.pdf>
Von unseren Netzwerkpartnern haben wir erfahren, dass Sie, Frau Dezernentin Trauth und die Stadtverwaltung Schwerin bereits in den Wochen nach dem IZH-Verbot vom Juli 2024 mehrfach schriftlich auf diesen Sachverhalt hingewiesen wurden. Bis heute liegt unseres Wissens keine erkennbare Reaktion Ihrerseits oder seitens Ihrer Verwaltung vor.
Wir gehen davon aus, dass dieser Sachverhalt aus Schwerin im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Jahrestag des IZH-Verbots am 24. Juli 2025 in breiterer Öffentlichkeit thematisiert werden wird. In den letzten Jahren haben sich islamistische Netzwerke auch in M-V gebildet und gefestigt. Einer der Faktoren dafür dürfte die unzureichende Sorgfalt des Staates – in diesem Fall der Stadt Schwerin – bei der Auswahl seiner Kooperationspartner und die unkritische staatliche Förderung problematischer Strukturen sein.
Daher wenden wir uns mit der freundlichen Bitte an Sie: Sollte sich der Sachverhalt aus Ihrer Sicht anders darstellen, Sie dazu Stellung nehmen wollen oder bereits Schritte zur Änderung des bisherigen Kooperationsverhaltens der Stadtverwaltung erfolgt sein, freuen wir uns über eine zeitnahe Rückmeldung – damit wir (und die interessierte Öffentlichkeit) sachgerecht informiert sind.
Auch der Vorstand des Islamischen Zentrums Schwerin ist mit diesem Schreiben angesprochen, um zu dem Sachverhalt Stellung zu nehmen und eine klare Distanzierung vom verbotenen IZH sowie dessen islamistischer und antisemitischer Ausrichtung vorzunehmen.
Zugleich laden wir Sie anlässlich dies Jahrestags herzlich zu unserer Diskussionsveranstaltung
„Ein Jahr IZH-Verbot – Bilanz und Perspektiven“
am 24. Juli 2025 von 18:00 bis 21:30 Uhr im Haus der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg ein.
Zu den Mitwirkenden zählen Hourvash Pourkian, Necla Kelek, Ahmad Mansour, Fatih Yildiz, Ali Ertan Toprak, Irene Appiah MdHB (SPD), Anke Frieling MdHB (CDU), Michael Gwosdz MdHB (Grüne) und Frederik Schindler (WELT).
Programm siehe Anlage und hier: https://www.ak-polis.de/terminhinweis-24-juli-hamburg-ein-jahr-izh-verbot-bilanz/ <https://www.ak-polis.de/terminhinweis-24-juli-hamburg-ein-jahr-izh-verbot-bilanz/>
Es ist eine Veranstaltung in Kooperation von:
- Arbeitskreis Politischer Islam (AK Polis)
- International Women in Power (IWP) / Kulturbrücke Hamburg
- Kurdische Gemeinde Deutschland (KGD)
- Säkulares Forum Hamburg
- Verein Säkularer Islam Hamburg (VSI-HH)
Wir würden uns sehr freuen, Sie bei der Veranstaltung persönlich begrüßen zu dürfen. Gerne können Sie auf den Termin auch in Ihrem Netzwerk hinweisen.
Wir bitten um Anmeldung bis zum 22. Juli 2025: sekretariat@ak-polis.de <mailto:sekretariat@ak-polis.de>
Es gelten erhöhte Sicherheitsmaßnahmen und eine Teilnahme ist nur mit vorheriger Anmeldebestätigung möglich.
Bei Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team vom AK Polis
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Sekretariat des Arbeitskreises Politischer Islam (AK Polis)
c/o Zentralrat der Konfessionsfreien e.V.
Pariser Platz 6a
10117 Berlin
E: sekretariat@ak-polis.de <mailto:sekretariat@ak-polis.de>
I: www.ak-polis.de <http://www.ak-polis.de>
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Soweit die Mail. Darauf habe ich mir erlaubt, am Freitag, den 18.07.2025 wie folgt Stellung zu nehmen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
als Vorsitzender des Vereins Islamisches Zentrum e.V. möchte ich Stellung zu den Vorwürfen dazu beziehen bzw. einiges klarstellen.
Es wird etwas benannt, was gut 20 Jahre zurückliegt. Richtig ist, dass Vertreter des IZ Hamburg zu Gast waren, als das IZSN in den früheren Räumlichkeiten in der Wismarschen Straße feierlich seinen ersten Gottesdienst aufnehmen konnte. Das war es dann aber auch. Zu diesem Zeitpunkt war das IZ Hamburg noch lange nicht verboten. Und auch wenn jemand bei der Eröffnung da war, haben wir von Anfang an eine Linie der Unabhängigkeit angestrebt. Von einer Werbung mit der Nähe zum IZH kann keine Rede sein, weder damals, noch heute. Eine Nähe zum inzwischen verbotenen IZH festzustellen bedarf schon ein wenig mehr, als eines alten Berichts zu einer Eröffnungsveranstaltung von 2006.
Seit 2019 besitzen wir nicht einmal mehr Räumlichkeiten, was bis zum heutigen Zeitpunkt anhält, so dass Gemeindeleben seither brach liegt.
Die Mitgliedschaft meiner Wenigkeit im Vorstand der erwähnten IGS in seiner Gründungsphase als einer von zwei Öffentlichkeitsbeauftragten war nicht von langer Dauer. Ich hatte es vorgezogen, wegen Unstimmigkeiten im Vorstand die Mitgliedschaft zu beenden. Auch sah ich die Unabhängigkeit der IGS als Dachverband für die schiitischen Muslime in Deutschland zunehmend nicht gewahrt, was mich ebenfalls zu diesem Schritt bewog. Die Entfernung war dann ein weiterer Faktor hinsichtlich der Teilnahme an Vorstandssitzungen. Das war im Frühjahr 2014. Seither bestanden keine Kontakte mehr zur IGS. Ein Update der Website wäre sicher mal vorzunehmen, wenn ich mal dazu komme.
Um es ganz deutlich zu sagen und zu betonen: Die Mitarbeit im Interreligiösen Dialog der Stadt Schwerin erachten wir als notwendig und sinnvoll und liegen mir/uns als Gründungsmitglied seit mehr als 20 Jahren sehr am Herzen, was infrage zu stellen nicht gerechtfertigt ist. Wer das versucht, torpediert die Arbeit des Interreligiösen Dialogs der Stadt Schwerin. Da Sie weder die Lage des Vereins noch die Arbeit des Interreligiösen Dialogs aus eigener Anschauung kennen, d. h. da Sie nur Außenstehende sind, halte ich Ihnen zugute, dass Sie alles nicht besser wissen konnten.
Es wäre es übrigens gut und fair gewesen, wenn man auch einmal divese Statements auf der Website berücksichtigt hätte, welche allesamt von mir stammen und sicher keine extremistische Haltungen wiederspiegeln, die mir grundsätzlich und vollkommen zuwider sind. Sie können sich gerne auf der Website umschauen, sofern Sie das noch nicht getan haben. Wenn Sie das aber getan haben, ist es verwunderlich, dass diese hier nicht einmal im Ansatz angeführt wurden, welche das Gegenteil dessen zeigen, was hier ins Feld geführt wird.
Im Übrigen ist die Aussage "In den letzten Jahren haben sich islamistische Netzwerke auch in M-V gebildet und gefestigt." nicht nachvollziehbar. Jedefalls gibt der aktuelle Verfassungsschutzbericht von 2024 solches nicht her. Dieser schreibt u.a.: "In Mecklenburg-Vorpommern haben sich bislang kaum feste salafistische Strukturen entwickelt. In der Regel treten Salafisten in dieser Region überwiegend als Einzelpersonen oder innerhalb loser, nicht formal organisierter Netzwerke auf. ... In Mecklenburg-Vorpommern entfällt nahezu das gesamte islamistische Personenpotenzial auf den Salafismus. Zum Jahresende 2024 lag die Zahl der Salafisten im Land bei ca. 170 Personen (Vorjahr: 180)." (S. 109) oder "Zwar fand in Mecklenburg-Vorpommern eine Durchsuchung in Greifswald statt, dies ist jedoch auf eine Einzelperson zurückzuführen. Hinweise auf strukturelle Aktivitäten in MV liegen nicht vor." (S. 110). Auch werden im Jahresbericht weder das Islamische Zentrum Schwerin noch der weitaus größere Islamische Bund in Schwerin genannt, so dass auch Ihre Kritik an die Landeshauptstadt hinsichtlich der Auswahl von Kooperationspartnern nicht nachvollziehbar ist.
Sollten Sie andere Informationen zur Situation in MV bzw. speziell zu Schwerin haben, welche sich nicht mit denen des Verfassungsschutzes decken, bitte ich um konkrete Informationen und Quellenangaben, da ich daran interessiert bin, solches zu wissen, um dieses ggf. innerhalb der muslimischen Community präventiv anzugehen, zumindest im schiitischen Umfeld. Die absolute Mehrheit der Muslime sind Sunniten, zu denen Kontakte aber kaum bestehen, wenn man mal von persönlichen, privaten Kontakten absieht. Einflussnahmen wären ggf. daher kaum oder gar nicht möglich.
Ich hoffe, hinreichend zur tatsächlichen Situation um den Verein, um den Interreligiösen Dialog und hinsichtlich der Stadt Schwerin und ihrer Verwaltung informiert zu haben, auf dass das ziemlich schiefe Bild, dass Sie von Schwerin haben, wieder geradegerückt ist.
Mit freundlichen Grüßen
Haiko Hasan Hoffmann
Vorsitzender
Islamisches Zentrum Schwerin e. V. o. O. (ohne Obdach)
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Soweit meine Antwort.
Eine Antwort seitens des Absenders ist bisher noch nicht erfolgt.