Der Mushaf Fatima
Das Buch Fatimas [مصحف فاطمة Mushaf Fatima] ist eine Sammlung von Bittgebeten und Audienzen [ziyara] von Fatima (a.). Es beinhaltete Sprichworte, Lebensweisheiten, Predigten, Ermahnungen, Geschichten und Anekdoten ist aber heute in seiner vollständigen Form nicht mehr erhalten. Schiiten glauben, dass Imam Mahdi (a.) es bei sich hat.
Es handelt sich dabei, wie es im Testament Imam Chomeinis bestätigt wird, um eine niedergeschriebene Sammlung der göttlichen Offenbarung [wahy] an die Heiligkeit Fatima Zahra (a.).
Gemäß einer Aussage von Imam Sadiq (a.) ist das Buch ungefähr drei Mal so umfangreich, wie der Heilige Qur'an*, beinhaltet aber keinen einzigen Vers daraus. Es ist kein für die Allgemeinheit bestimmtes Werk sondern für die Ahl-ul-Bait (a.) und als Auszeichnung Fatimas (a.) insbesondere, um sie zu trösten.
Denn nach dem Ableben des Propheten Muhammad (s.) sandte ALLAH einen Engel Gabriel (a.) [dschabrail] zu Fatima (a.), um sie zu trösten. Gabriel (a.) sprach zu ihr und sie erzählte es ihrem Ehemann Imam Ali (a.). Imam Ali (a.) schrieb jedes Wort auf und verzeichnete es in einem mit der Zeit sehr umfangreichen Buch. Gemäß Imam Ali (a.), überliefert durch seine Enkel, beinhaltet das Buch keinerlei Gesetze oder Gebote sondern ist eine Sammlung der Geschehnisse der Vergangenheit und Prophezeiungen für die Zukunft, weshalb es auch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Es soll u.a. die Namen sämtlicher Propheten beinhalten.
Es ist im Besitz von Imam Mahdi (a.) zusammen mit den unverfälschten Originalen der Taurat, Psalmen, Indschil.
Teile daraus bzw. Worte Fatimas (a.), die Sie in der Öffentlichkeit wiedergab, wurden gesammelt veröffentlicht. Sie sind heute als "Sahifat-ul-Fatimiyya" bzw. "Sahifat-ul-Zehra" bekannt. Über die Authentizität bzw. Missverständlichkeit durch fehlende Vollständigkeit der unter der Bezeichnung veröffentlichten erhaltenen Bücher gibt es unterschiedliche Ansichten.
(mit freundlicher Genehmigung von www.eslam.de)
* Anmerkung:
Um es klar zu stellen, auch wenn immer wieder unter Berufung auf einen bestimmten von den Gegnern der Schia bewusst falsch interpretierten Hadith aus Usul al-Kafi von Al-Kulaini behauptet wird, dass dieses Buch ein anderer Quran sei als derjenige, den die Muslime in ihrer Hand haben, so ist dies als böswillige Unterstellung zurückzuweisen. Allein die Tatsache und einhelligen Aussagen, dass in diesem Buche keine Quran-Texte stehen, belegt doch klar und deutlich, dass es etwas anderes als der Quran ist. Vernünftigen Menschen müsste dies aufgefallen sein. Wer indes weiterhin darauf beharrt, dass die Schia einen anderen Quran zu besitzen behaupte in Gestalt des "Mushaf Fatima", der muss sich fragen lassen, warum er die Wahrheit nicht zur Kenntnis nehmen will und lieber auf seiner unlogischen und unsinnigen Meinung beharrt. Eine ehrliche Debatte wäre auf dieser Grundlage nicht möglich.
Der Begriff "mushaf", abgeleitet von "sahifa" (Blatt, Seite, Pl. suhuf - vgl. Quran al-A'lâ [87], Vers 19) wird bei den meisten Muslimen heute mit dem Quran gleichgesetzt, obwohl es sprachlich sehr abgeschliffen, ungenau und irreführend ist, da es eigentlich korrekter "mushaf al-Quran" oder wenigstens "al-mushaf asch-scharif" heißen müsste. Denn "mushaf" bedeutet zunächst nichts anderes als eine Sammlung von Blättern, d.h. ein Buch. Und nichts anderes ist der "Mushaf Fatima".
Haiko Hasan Hoffmann