Hiermit wird am Tag der Deutschen Einheit zum "Tag der Offenen Moschee" eingeladen. Geplant ist, ab 15 bis 19 Uhr unsere Gäste begrüßen zu können, um sich einen Eindruck zu machen von unserem Zentrum. Gegen 16 Uhr ist vorgesehen, einen kleinen Vortrag zu halten zum Thema "Jesus aus der Sicht eines Muslims". Der Referent, Bruder Haiko Hasan Hoffmann, steht anschließend gerne für eine freie Diskussionsrunde zur Verfügung.
Wir hoffen, dass wir viele Gäste begrüßen können, d.h. Bürger Schwerins und von außerhalb, die sich ein eigenes Bild von den Muslimen und vom Islam machen möchten, der ja seit Jahren längst fester Bestandteil der Schweriner Kultur- und Glaubenslandschaft ist, statt nur auf die Medienberichterstattung zu vertrauen, die oft genug problematisch ist. Denn warum nicht besser die Muslime sich selbst anschauen statt nur der Zeitung zu vetrauen? Kommen Sie zahlreich! Es wird sich für Sie lohnen. Und wir kommen dem Traum eines friedlichen und selbstverständlichen Zusammenlebens und Zusammengehörigkeitsgefühls näher durch uns selbst. Nur so können wir, geneigte Leser und Besucher, voneinander lernen und den anderen verstehen. Was uns nicht mehr fremd ist, kennen wir dann schon, und dann sind wir eher bereit, es anzunehmen. Und Sie können dann für sich verbuchen, dies aus eigener Erkenntnis gewonnen zu haben statt aus Vorgekautem. Wir freuen uns schon auf Sie! Aber selbstverständlich sind Sie ohnehin auch außerhalb dieses besonderen Tages willkommen, indem Sie sich am besten vorher ansagen.
Jesus aus der Sicht eines Muslims
(Vortrag, gehalten in Schwerin am 03.10.2008 v. Haiko Hasan Hoffmann im IZ Schwerin)
Jesus [arabisch: 'Îsâ, bei Christen aber Yasû'] (a.) ist Sohn der auch Christen wohl vertrauten Maria, arabisch Maryam (a.), und einer der am ausführlichsten im Qur'an beschriebenen Propheten. Immerhin wird er dort 24 mal namentlich genannt, während z.B. der Prophet Muhammad nur ganze 4x im Qur'antext auftaucht.
Jesus kam ungefähr 570 Jahre vor der Geburt Muhammads (s.) in Bethlehem zur Welt. Seine Geburtgeschichte ist in der eigens Maria (a.) gewidmeten Sura Maryam nachlesbar.
Jesu Leben ist von Anfang an voller Wunder, z.B., dass er ohne Vater gezeugt wurde und als Säugling klar sprechen konnte, womit er Maria von den Vorwürfen der Unzucht entlastet hatte.
Der Heilige Qur'an vergleicht Jesu Zeugung mit der Zeugung Adams (a.), der ebenfalls keinen Vater hatte. Aus dem Qur'an und der außerkoranischen Überlieferung, den Hadithen entnehmen wir, dass Jesus (a.) ein freundliches, kluges und vorbildliches Kind war. Er lernte das Tischlerhandwerk von Zacharias. Er war von Allah für das jüdische Volk auserkoren worden, das Wort Gottes, die wahren Gesetze und Weisungen der Thora zu verbreiten und zu verkünden bzw. die sich in der Zwischenzeit eingeschlichenen Fehler und Heucheleien in der Praxis zu korrigieren. Er kämpfte gegen Aberglauben und Unrecht, gegen Lieblosigkeit und brutale Gewalt, aber auch gegen Entstellungen der Pharisäer und Saduzäer in der Umsetzung der Thora.
Gemäß Qur'an und den Hadithen vollbrachte Jesus mit der Gnade Allahs Wunder. Er erweckte Tote zum Leben, machte Blinde sehend und Gelähmte gehend. Einen Vogel aus Ton hauchte er an, und er wurde lebendig. Er konnte den Leuten sagen, was sie in ihren Speichern aufbewahrten, ohne dass er vorher davon gehört hatte. Zusammen mit seinen 12 Jüngern mühte er sich unermüdlich um die Erfüllung seiner göttlichen Mission als Erlöser für die Juden. Er ging in die Städte und Dörfer, predigte und lehrte und lud die Menschen mit viel Geduld und Freundlichkeit zu Gottes Wort ein. Die Zahl seiner Anhänger wurde langsam größer. Unter ihnen waren 12 Gefolgsleute, deren Glaube an ihn und seine Lehre ganz besonders tief und fest war. Das waren die 12 Schüler oder Jünger Jesu (a.), die ihn mit Herz unterstützten, ihn begleiteten und die auch nach ihm die christliche Lehre in entlegene Gebiete brachten. Die Anhänger der Schia sehen darin einen Hinweis auf die Zwölf Imame.
Jesus (a.) lebte sehr bescheiden und spartanisch, trug einfache Kleidung und aß auch einfach und wenig, war andererseits durch Wunder in der Lage, viele Menschen durch wenig zu sättigen. Er rief die Menschen zu Nächstenliebe auf und verteidigte die Notleidenden, Entrechteten und Unterdrückten, auch wenn sie damals als "unrein" betrachtet worden sind. Er tröstete die Schwachen und gab Hoffnung. Andererseits warnte er vor Hochmut, Dünkel und Eitelkeit und immer wieder predigte er: "Liebet eure Nächsten wie euch selbst!"
Eines Tages fing Jesus (as) auf einmal an, seinen Jüngern die Füße zu waschen. Diese meinten aber, dass es doch ihre Aufgabe sei, ihm die Füße zu waschen. Jesus (a.) sagte daraufhin sinngemäß: "Nein, dieses gebührt mir! Gelehrte und Wissende haben dem Volk in Demut zu begegnen, haben ihm zu dienen und es von Schmutz und Unsitten zu reinigen Ich habe euch die Füße gewaschen, auf dass ihr und die anderen Gelehrten dem Volke in Demut gegenübertreten möget. Wisset, dass durch Demut und Bescheidenheit Religion und Wissen Verbreitung finden, nicht aber durch Hochmut und Eigenliebe. ..."
Die Worte Jesu (a.) bewegten Menschen so sehr, dass sein Ansehen und Einfluss im Volke wuchs und er immer mehr Anhänger gewann. Das verärgerte jedoch einige jüdische Priester, die hochmütig und selbstsüchtig waren und bereits seine Mutter mit Neid begegnet waren. Sie waren über diese Entwicklung sehr besorgt, weil sie ihre Interessen gefährdet sahen. Sie klagten Jesus (a.) der Rebellion und Hexerei an und hetzten den römischen Statthalter Pontius Pilatus auf, gegen Jesus (a.) vorzugehen. Sein Leben war in Gefahr, und er konnte von da an nur heimlich Allahs Wort predigen.
Der Heilige Qur'an berichtet übrigens, dass Jesus (a.) nicht am Kreuz gestorben ist. (Siehe 3:55 und 4:157-158).
Die Auffassung, Jesus sei Gottes Sohn, der ihn ans Kreuz schlagen ließ, um damit die Menschen von ihren Sünden zu erlösen wird im Heiligen Qur'an zurückgewiesen. Gemäß islamischer Vorstellung hat Allah keinen Sohn, da er ohnehin Schöpfer allen Seins ist, und hat auch niemanden an Sohnes statt angenommen. Allah hat nicht gezeugt und ward nicht gezeugt. Er ist einzig, einer, und nichts und niemand ist ihm gleich. Einen Ausweg aus diesem Dilemma der unterschiedlichen Jesusvorstellung sehen Muslime darin, dass in der Bibel alle Gläubigen "Kinder Gottes" genannt werden und in diesem übertragenen Sinn eine Sohnschaft nicht vergleichbar ist mit einer "leiblichen" Sohnschaft.
Jesu Wort wird im Qur'an 'indschil' (Evangelium, Frohbotschaft) genannt. Das "Evangelium" (es gab nur eines!) welches im Qur'an erwähnt wird, sind allerdings direkt die Worte Jesu und nicht die Beschreibungen über ihn, die später verfasst worden sind. Die ursprüngliche Lehre Jesu und seine himmlischen Worte sind nach islamischer Meinung mit der Zeit auch verändert und entstellt worden, die ursprüngliche Ausgabe des Evangeliums nicht mehr vorhanden. Dass es viele Veränderungen, Einschübe, Weglassungen im Laufe der Geschichte gab, bestreitet heute auch kein ernsthafter christlicher Theologe. Klassische Beispiel ist die Auferstehungsgeschichte in Markus 16.9-20. Jedenfalls steht der Markusschluß zwar im Codex Alexandrinus, nicht aber z.B. im Vaticanus und Sinaiticus, und er wird von den Theologen in der Mehrheit auch nicht als Teil des ursprünglichen Textes gesehen. Das aber nur mal nebenbei, weil das zu weit ins Spezielle führt.
Jesus wird nach muslimischer Vorstellung zum Erscheinen des erwarteten Mahdi ebenfalls zurückkehren und seine wahrhaftigen Anhänger zum einheitlichen Glauben führen.
Der Koran verleiht Jesus einige sehr hohe Titel:
Messias [masih]
Sohn der Maria (a.) [ibn maryam]
Gesandter Gottes [rasul-ullah]
Wort Gottes [kalimat-ullah]
Geist Gottes [ruh-ullah]
Diener Gottes [abd-ullah]
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