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Tag der Offenen Moschee 2007
Es war einmal ein Konvertit ...

Vortrag von Haiko Hasan Hoffmann, gehalten auf dem Tag der Offenen Moschee am 03.10.2007 im Islamischen Zentrum Schwerin e.V.

 
Eines schönen Tages, als es ein paar durchgeknallten Leuten, die man Konvertiten nennt, einfiel, ein Feuerwerk der übelsten Art veranstalten zu wollen, bei dem möglichst viele Unschuldige sterben sollten, um den großen Schrecken zu verbreiten, wurde ein Mensch beinahe berühmt. Er, der bisher mehr oder weniger unauffällig inmitten der übrigen Menschen seinen normalen Alltag in Freud und Leid lebte, wurde nun auf einen Schlag daran erinnert, dass auch er ein Konvertit ist. Das ist eben so, weil er vor vielen Jahren, genauer gesagt vor 17 Jahren, sich entschlossen hatte, seinen Weg zu ändern, indem er vom Atheismus zum Theismus wechselte, genauer gesagt zum Islam, zur "Gottergebenheit", wie das arabische Wort unter anderem heißt. Unter anderem, weil es auch "Friedenmachen" bedeuten kann. Denn im Wort Islam steckt ein anderes arabisches Kernwort: Salam, und das heißt Frieden.
 
Dieser Konvertit ist einst Muslim geworden, also ein "Sich Gott Ergebender" oder auch "Frieden Machender", weil er gesehen hatte, was im Koran geschrieben steht. Und da steht viel Wundervolles und äußerst Lehrreiches. Lehrreicher und naheliegender, als er es beim Studium der Bibel empfand, so dass er damals den Islam als seinen Weg auserwählte.
 
Doch nun, als man glücklicherweise jenen unheimlichen Konvertiten gerade noch rechtzeitig das Handwerk gelegt hatte, wird auch er gefragt, was er denn davon halte, wie er denn dazu stehe, ob er sich davon distanziere und warum so viele aus der "Ecke" des Islam zur Gewalt neigen. Gefragt wird er von Leuten aus seinem Umfeld, von Journalisten und indirekt auch von den Herren Schäuble, Bosbach und anderen.
 
Der so plötzlich ohne eigenes Zutun beinahe berühmt gewordene Konvertit fragt sich nun, was man von ihm eigentlich denke. Wieso denken alle, dass er berufen ist, darüber Auskunft geben zu müssen? Wieso glauben alle, dass er sich zu distanzieren hat? Zu distanzieren wovon? Von etwas, was ihm erst nach einem solchen öffentlichen Kotau vielleicht nahe war, um sich überhaupt distanzieren zu können, also zu etwas auf Distanz zu gehen? Bedeutet das nicht, dass der Konvertit damit irgendwie aufgefordert wird, dem Terrorismus zu entsagen? War er denn aber ein Terrorist vor der geforderten Distanzierung? Ist darin nicht die Annahme verpackt, dass er einer gewaltbereiten, einer terroristisch orientierten, einer die Gewalt bejahenden und predigenden Ideologie anhänge? Ist man damit nicht an der Schwelle, die Islam-Konvertiten allesamt unter Verdacht zu stellen, einer terroristischen Vereinigung anzugehören? Gehörte dann diese nicht eigentlich verboten? Ist der Konvertit damit nicht ein Verfassungsfeind? Ein Menschenfeind? Ein Lebensfeind? Ein potentieller Mörder? Klingt das Wort "Konvertit" denn jetzt nicht irgendwie bedrohlich? ...
 
Ihm wird bange ums Herz. Er ist doch nur ein Mensch! Ein Mensch, der doch eigentlich nichts anderes will als alle anderen Menschen: Leben, leben und nochmals leben. Auch niemandem sein Leben nehmen, denn es ist heilig. Niemandem sein Haus zerstören, denn auch der Hausfrieden ist heilig. ...
 
Und er erinnert sich, was er im Koran gelesen hat. Und er ist mehr denn je davon überzeugt, dass, wäre er nur den Menschen gefolgt, rasch enttäuscht würde. Denn schon viel zu lange sterben weltweit so viele Menschen durch Leute, die den Namen Allahs auf den Lippen tragen. Von den Opfern, die durch Kriege selbsternannter Freiheitsverteidiger jenseits des Großen Wassers verursacht werden, soll hier nicht weiter gesprochen werden, zumal dies ein unehrenhaftes gegeneinander Aufrechen wäre, wo man vergisst zu sehen, dass jedes unschuldige Menschenleben eines zuviel ist, was ausgelöscht worden ist, ganz gleich, wer es getan hat.
 
Die Menschen sind so oft grausam und unbarmherzig. Allah jedoch ist der Größte der Erbarmer. Die Menschen wählen viel zu oft den Weg des Übels. Den Weg Satans. Allah aber zeigt den Menschen den Weg des Lichts und des Friedens. Die Menschen verüben Gewalt um ihrer Gelüste, ihres Neids wegen und ihrer Machtgier willen. Allah aber erlaubt Gewalt nur, wenn es um den Schutz des Lebens geht und der Häuser der Menschen, die von außen angegriffen werden. Die im Koran enthaltenen Worte in Sure 47 Vers 4, dass man die Ungläubigen töten solle, wo immer man sie treffe, und ähnliche Aussagen, erlangen erst dann eine grausame Dimension, wenn man sie durch Heraustrennen aus dem Zusammenhang als Legitimation missbraucht, um Leuten das Leben zu nehmen, weil sie in ihren Augen zu töten sind, auch wenn sie keine Waffe in der Hand gegen ihn tragen, auch wenn es nur ein sogenannter Ungläubiger bzw. ein Kind eines Ungläubigen oder Juden oder Christen oder auch Muslims ist. Ja, auch Muslime sterben durch deren blutigen Hände! Im Irak sind die meisten Opfer Muslime. In der Welt sind die meisten Opfer solcher angeblich islamischen Gewalt Muslime. In den muslimischen Ländern passieren die meisten Anschläge. Zusätzlich zu den vielen Opfern fremder Mächte. Eigentlich scheint es, dass die Muslime am meisten in dieser Welt zu ertragen haben.
 
Dabei steht noch im selben Vers 47 der 4. Sure, dass man die Gefangenen gut behandeln bzw. wieder frei lassen soll. Und im Zusammenhang belassen bezieht sich erwähntes Töten ausschließlich auf Kriegszeiten. Und aus dem Leben und Verhalten des Propheten Muhammad (saaws) wird noch deutlicher klar, dass im Krieg die Muslime das Maß nicht überschreiten dürfen. Er hat den Muslimen strengstens untersagt, Frauen, Kinder, Greise, Nicht-Kombattanten, Häuser, Äcker, Vieh usw. usf. anzutasten. Nur wer mit der Waffe in der Hand gegen die Muslime aktiv kämpft ist zu bekämpfen, aber auch nur, bis diese aufhören. Das besagen dieser und andere Verse (z.B. auch Sure 2 Vers 190), das zeigt das Leben und die Verhaltensweisen des Propheten (saaws). Wäre es nicht so, dann wären alle anderen Verse des Korans, die zur Mäßigung und Milde aufrufen hinfällig. Dann wäre eine solche Aussage wie in Sure 5 Vers 32 überflüssig: "Wer einen Menschen tötet, gilt dem gleich, der die Menschheit tötet. Wer einen Menschen rettet, der rettet die Menschheit".
 
Es gibt keinen Krieg, der "heilig" sein könnte, also keinen "Heiligen Krieg". "Dschihad" bedeutet im Arabischen "Anstrengung". Muslime haben ein Recht zum Kampf im Falle der Verteidigung und des Unrechts, im Falle der Befreiung von Unterdrückung. Muhammad (saaws) sagte, siegreich aus einer Schlacht zurückkehrend: "Nun kommen wir aus dem "kleinen dschihad" und gehen wieder in den "großen dschihad" gegen das Böse in uns selbst. Dschihad ist auch, wenn jemand vom Islam erzählt. Und der größte Dschihad ist der Kampf gegen die eigenen Gelüste und falschen Gewohnheiten. Dort geht noch einmal sehr deutlich das Verbot des Tötens von Nichtkriegern, des Vernichtens von Pflanzen, Tieren, Wohnungen hervor. Und erneut geboten ist eine gute und rechtmäßige Gefangenenbehandlung. Alles andere ist gegen Allahs und Seines Propheten Gebot, also unislamisch. Was wir also tagtäglich als Nachrichten hören, wo von "islamischen Selbstmordattentätern" die Rede ist (Selbstmördern bleiben nach islamischer Lehre die Tore des Paradieses für immer verschlossen!), von "islamischem" Terror, von "islamischen" Attentätern usw. ist falsch, denn einer, der sich selbst inmitten der Leute einer Moschee tötet oder auf einem Marktplatz usw. ist ein Massenmörder, der sich selbst getötet hat und somit nie und nimmer ins Paradies kommt, auch wenn ihm das bestimmte Leute versprochen haben. Und er kommt auch dann insbesondere nicht ins Paradies, wenn seine Opfer Muslime sind, wie z.B. tagtäglich es im Irak geschieht. Dieser Massenmörder begeht somit also gleich mehrere schwerste Sünden. Und wenn man im Falle des 15-jährigen Selbstmordattentäters in Algerien hört, darf bezweifelt werden, dass dieser Junge wirklich wusste, was er da anrichtete. Diejenigen Erwachsenen, die ihn in den Tod geschickt hatten, um sich ihre Hände nicht selber schmutzig zu machen, haben diesen armen Jungen zu etwas Ungeheuerlichem gebracht. Die wahren Schuldigen stehen auf ihrem sicheren Feldherrenhügel und beobachten von weiten, wie ihr indoktriniertes Fußvolk verheizt wird. Diejenigen Gelehrten und Prediger unter den Muslimen, die befehlen, auf Märkten oder in Moscheen oder sonst wo Zivilisten möglichst massenweise tödlich zu treffen, haben nicht Allah und Seinen Gesandten (saaws) im Sinn, sondern sind Leute voll Machtgier, Egoismus, Herzlosigkeit, Hass, Brutalität und Menschenverachtung. Solche Leute, diese Hintermänner sind die eigentlichen Schuldigen, da sie ihrem Fußvolk so lange Versprechungen auf das Paradies gemacht haben, bis es meint, dem Islam zu dienen und nicht anders handeln zu können. Die Gruppendynamik greift nun vollends. Von verantwortungslosen und gewissenlosen geistigen Feldherren geschickt, die freilich sich selber die Hände nicht schmutzig machen. Solche sogenannten Gelehrten gehen über Leichen. ...
 
Der Konvertit, der all das sich vergegenwärtigt, kann aber sehr wohl unterscheiden zwischen dem, was Islam ist, und dem was Menschen tun. Vor allem irregeleitete, manipulierte Menschen. Die Essenz des Islam aber ist nicht die Gewalt sondern die Liebe Allahs. Wer an Seinem Seile festhält, d.h. an der unverfälschten Lehre des Propheten Muhammad (saaws) und seiner reinen Nachkommenschaft, d.h. seiner Tochter Fatima und seines Schwiegersohnes und Cousins Ali, deren beiden Söhne Hasan und Husain und der neun Nachkommen Imam Husains (Friede sei mit ihnen allen), der kann solch schrecklichen Handlungen nicht einmal gutheißen geschweige denn planen und durchführen. ... Und so stellt der Konvertit für sich fest und ist darob überaus froh und erleichtert, dass er zu den Gerechten zählt, die zum Missbrauch des Korans nicht bereit sind und statt dessen Allahs Gebote und Verbote wie auch die Seines Propheten und seiner reinen Nachkommenschaft beherzigt. Er weiß sich eins mit der überwiegenden Mehrheit der Muslime, die mit Terror und brutaler Gewalt nichts zu tun haben wollen. Er betet jeden Tag für sich, seine Familie und allen guten Muslime und für alle Menschen um des friedlichen Lebens willen. Er hofft, dass auch seine Geschwister im Irak und anderswo endlich wieder in Frieden leben können und kein Muslim Angst haben muss, dort von einer Bombe zerrissen zu werden. Er betet für den Frieden in dieser einen und wundervollen Welt, die Allah nicht zur Zerstörung sondern zu Bepflanzung und Bebauung für die Menschen geschaffen hat. Der Mensch soll nur Ihm dienen und Sein Stellvertreter auf Erden sein. Nicht der Zerstörer der Schöpfung, der Massenmörder an Menschen und Prediger des menschenverachtenden Nihilismus.

 Allahumma salli ala Muhammad wa Ale Muhammad! Allah segne Muhammad und die Familie Muhammads!
 
   
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