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Azhar-Fatwa zur Schia |
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Im Jahre 1959 wurde vom Großmufti Sheikh Mahmud Shaltut und Rektor der altehrwürdigen Al-Azhar-Universität eine denkwürdige Fatwa erlassen, die hier im Wortlaut wiedergegeben werden soll. Bemerkenswert ist nicht nur, dass er die 12er-Schia als eine mit den vier sunnitischen Rechtsschulen gleichberechtigte Rechtsschule bezeichnete, sondern dass auch ein Wechsel in diese Schule genauso legitim ist wie ein Wechsel innerhalb der vier sunnitischen Schulen. Vorher war dies auch innerhalb der sunnitischen Schulen nicht möglich.
Hier nun der Text des Rechtsurteils im originalen arabischen Wortlaut, gefolgt von seiner Übersetzung:
(und alles noch einmal lesbarer:)
نص الفتوى
التي أصدرها الشيخ محمود شلتوت شيخ الجامع الأزهر. في شأن التعبد بمذهب الشيعة الإمامية
قيل لفضيلته:
إن بعض الناس يرى أنه يجب على المسلم لكي تقع عباداته ومعاملاته على وجه صحيح أن يقلد أحد المذاهب الأربعة المعروفة وليس من بينها مذهب الشيعة الإمامية ولا الشيعة الزيدية، فهل توافقون فضيلتكم على هذا الرأي على إطلاقه فتمنعون تقليد مذهب الشيعة الإمامية الاثنا عشرية مثلاً:
فأجاب :
1- إن الإسلام لا يوجب على أحد من أتباعه اتباع مذهب معين بل نقول إن لكل مسلم الحق في ان يقلد بادئ ذي بدء أي مذهب من المذاهب المنقولة نقلاً صحيحاً والمدونة أحكامها في كتبها الخاصة ولمن قلدّ مذهباً من هذه المذاهب أن ينتقل إلى غيره -أي مذهب كان- ولا حرج عليه في شيء من ذلك.2- إن مذهب الجعفرية المعروف بمذهب الشيعة الإمامية الاثنا عشرية مذهب يجوز التعبد به شرعاً كسائر مذاهب أهل السنة.فينبغي للمسلمين أن يعرفوا ذلك، وأن يتخلصوا من العصبية بغير الحق لمذاهب معينة، فما كان دين الله وما كانت شريعته بتابعة لمذهب أو مقصورة على مذهب، فالكل مجتهدون مقبولون عند الله تعالى يجوز لمن ليس أهلاً للنظر والاجتهاد تقليدهم والعمل بما يقررونه في فقههم، ولا فرق في ذلك بين العبادات والمعاملات.
Der Text des Rechtsurteils [fatwa] war eine Reaktion auf die Frage:
"Manche glauben, dass es für einen Muslim zur korrekten Erfüllung seines Gottesdienstes notwendig ist, sich einer der vier bekannten (sunnitischen) Rechtsschulen anzuschließen, wobei die Schia und die Zaidiya nicht dazu gehören. Stimmt seine Exzellens mit dieser Meinung überein und verbieten Sie beispielsweise die Rechtsschule der Zwölfer-Schia?"
Die Antwort lautete:
"1. Der Islam verlangt von einem Muslim nicht die Befolgung einer bestimmten Gruppe. Vielmehr sagen wir: Jeder Muslim hat das Recht einer Rechtsschule zu folgen, die korrekt übermittelt wurde und dessen Rechtsurteile [fatwa] in ihren Büchern zusammengestellt ist. Und jeder, der solch einer Gruppe folgt darf zu einer anderen wechseln und es soll keine Delikt für ihn sein, wenn er es tut.
2. Die dschafaritische Rechtsschule, die auch bekannt ist als Zwölfer-Schia ist eine Rechtsschule, die im Gottesdienst zu befolgen genau so religiös akzeptabel ist, wie die Befolgung der anderen sunnitischen Rechtsschulen.
Muslime müssen das wissen und sind verpflichtet, ungerechte Vorurteile gegenüber irgendeiner Rechtsschule zu unterlassen, zumal die Religion ALLAHs und das islamisches Recht [scharia] nie auf eine bestimmte Rechtsschule begrenzt wurde. Alle Rechtsgelehrten [mudschtahid] werden vom allmächtigen ALLAH akzeptiert, und jemandem der nicht (selbst) Rechtsgelehrten [mudschtahid] ist, ist es erlaubt, sie nachzuahmen und das zu praktizieren, was sie in ihrer islamischen Rechtswissenschaft festlegen und es gibt keinen Unterschied dabei bezüglich Gottesdienst und den Riten."
[deutsche Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von http://www.eslam.de/begriffe/s/schaltut.htm übernommen]
Und außerdem ist dazu auch 2008 in Amman die "AMMAN MESSAGE" (Risâlat 'Ammân رسالة عمان) von mehr als 500 Ulama und weiteren Persönlichkeiten, von gekrönten Häuptern bis zu gelehrten und unabhängigen Einzelpersonen, weltweit unterzeichnet worden, in der u.a. auch die Schia als rechtgläubige Rechtsschule genannt wird und jede Form von Takfir verurteilt wird.
Die dort verankerten drei Punkte lauten zusammengefasst in deutscher Übersetzung wie folgt:
Die „Drei Punkte der Amman-Message“
1.) Sie [die Unterzeichner] haben die Gültigkeit aller 8 (acht) Madhhabs (Rechtsschulen) des sunnitischen, schiitischen und ibaditischen Islams anerkannt; der traditionellen islamischen Theologie (Ash’ariya); der islamischen Mystik (Sufismus), und des wahren Salafiya-Denkens, und sind zu einer präzisen Definition gelangt, wer ein Muslim ist.
2.) Basierend auf dieser Definition haben sie [die Unterzeichner] Takfir (Erklärung zu Apostaten) unter Muslimen verboten.
3.) Basierend auf den Madhahib (Rechtsschulen) haben sie [die Unterzeichner] die Vorbedingungen festgeschrieben zum Erlassen von Fatwas und zugleich ignorante und illegitime Edikte im Namen des Islam für ungültig erklärt.
Texte bzw. Downloads befinden sich hier: THE AMMAN MESSAGE
Eine weitere Fatwa in Englisch, erlassen vom ägyptischen Dar al-Ifta, findet man hier:
Could I get married to a Shi'te man? Are they disbelievers?
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The Shi'a is an acknowledged Islamic sect. They are Muslims and many of them are moderate and therefore there is no legal objection to marrying from them. However, anyone who denies that Prophet Muhammad (peace and blessings be upon him and his family) is the seal of all Prophets is not considered a Muslim in the first place and the Shi'a disassociate themselves from him.
The disagreements between the Shi'a and Sunna are just over some issues which the scholars of al-Azhar have been trying to bridge for a long time and these endeavors have appealed to many moderate scholars of the Shi'a. Generally speaking, it is not advisable to raise such issues. This is because these disagreements are close to being political than ideological. We endeavor to reconcile between the two sects [Shi'a and Sunna]—we do not endeavor to make members of one sect embrace the thoughts of the other
Any person who claims that all the Shi'a are disbelievers [kufar], his words are erroneous. Such sweeping generalizations are not from the methodology of Ahl al-Sunnah wa al- Jama'a in any way. It is not correct to judge every Shiite based on what is mentioned in some of their classical books that could be misunderstood to be heretical since not all the Shiites believe in it. Rather, most of them either reinterpret or repudiate them.
There is a great difference between judging a person based on his doctrine and between judging him based on what is mentioned in some books of the sect he follows without knowing his stance; the principle is to think well of Muslims. A person who is incontrovertibly known to be a Muslim cannot be accused of disbelief based on doubts and suspicions.
Such conduct from a person who is responsible for calling others to the way of Allah is not appropriate especially in non-Muslim countries. Muslims must maintain brotherhood for the sake of Allah Almighty—they must unify their word to correct their methodology and for the benefit of Islam. Hence, they must not set themselves up as a barrier between the people and their Lord through acts that cause disunity. A Muslim must call to the teachings of Ahl al-Sunnah wa al-Jama'a without accusing the other sects of disbelief in the absence of any evidence or benefit from doing so.
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Ihre deutsche Übersetzung (mit DeepL) lautet wie folgt:
Kann ich einen schiitischen Mann heiraten? Sind sie ungläubig?
Antwort
Die Schiiten sind eine anerkannte islamische Sekte. Sie sind Muslime und viele von ihnen sind gemäßigt, daher gibt es keine rechtlichen Einwände gegen eine Heirat mit einem Schiiten. Wer jedoch leugnet, dass der Prophet Muhammad (Friede und Segen seien auf ihm und seiner Familie) das Siegel aller Propheten ist, gilt von vornherein nicht als Muslim und die Schiiten distanzieren sich von ihm.
Die Meinungsverschiedenheiten zwischen der Schia und der Sunna betreffen nur einige Fragen, die die Gelehrten von al-Azhar seit langem zu überbrücken versuchen, und diese Bemühungen haben viele gemäßigte Gelehrte der Schia angesprochen. Im Allgemeinen ist es nicht ratsam, solche Themen anzusprechen. Der Grund dafür ist, dass diese Meinungsverschiedenheiten eher politischer als ideologischer Natur sind. Wir bemühen uns um eine Aussöhnung zwischen den beiden Sekten [Schia und Sunna] - wir bemühen uns nicht darum, die Mitglieder der einen Sekte dazu zu bringen, die Gedanken der anderen anzunehmen.
Wer behauptet, dass alle Schiiten Ungläubige [kufar] sind, dessen Worte sind falsch. Solche pauschalen Verallgemeinerungen entsprechen in keiner Weise der Methodik der Ahl al-Sunnah wa al- Jama'a. Es ist nicht richtig, jeden Schiiten auf der Grundlage dessen zu beurteilen, was in einigen ihrer klassischen Bücher erwähnt wird, die als häretisch missverstanden werden könnten, da nicht alle Schiiten daran glauben. Vielmehr werden sie von den meisten von ihnen entweder uminterpretiert oder abgelehnt.
Es besteht ein großer Unterschied zwischen der Beurteilung einer Person aufgrund ihrer Lehre und der Beurteilung aufgrund dessen, was in einigen Büchern der Sekte, der sie angehört, erwähnt wird, ohne ihre Haltung zu kennen; das Prinzip ist, gut über Muslime zu denken. Eine Person, von der man zweifelsfrei weiß, dass sie ein Muslim ist, kann nicht aufgrund von Zweifeln und Verdächtigungen des Unglaubens bezichtigt werden.
Ein solches Verhalten einer Person, die dafür verantwortlich ist, andere auf den Weg Allahs zu rufen, ist nicht angemessen, insbesondere in nicht-muslimischen Ländern. Die Muslime müssen um Allahs, des Allmächtigen, willen Brüderlichkeit bewahren - sie müssen ihr Wort vereinheitlichen, um ihre Methoden zu korrigieren und zum Wohle des Islam. Daher dürfen sie sich nicht durch Handlungen, die Uneinigkeit verursachen, als Barriere zwischen den Menschen und ihrem Herrn errichten. Ein Muslim muss sich auf die Lehren der Ahl al-Sunnah wa al-Jama'a berufen, ohne die anderen Sekten des Unglaubens zu bezichtigen, ohne dass es dafür Beweise oder Vorteile gibt. [ aus dem www bezogen am 16.10.2021]
*** Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version) ***
Eine ähnlich gelagerte Fatwa des ägyptischen Dar al-Ifta wurde hier abgegeben:
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