Der Anschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria durch gewissenlose Mörder zum Jahreswechsel 2010/11 ist ein Anschlag auf uns alle. Hier sind nicht nur gläubige Besucher der Messe in Alexandria ermordet und verletzt worden, sondern es ist auch der Frieden zwischen Religionen in großer Gefahr, und das nicht nur im Land des Nils. Wir sind entsetzt und voll Trauer angesichts dieses Attentats auf ein Gotteshaus und seine Besucher, die nichts anderes wollten, als ihre religiösen Feierlichkeiten abzuhalten.
Bekanntlich gibt es in Ägypten schon seit längerer Zeit Bestrebungen, den Religionsfrieden zu stören oder gar zu zerstören. Verunglimpfung der Kopten unter der muslimischen Bevölkerung bis hin zu Pogromstimmung wird zunehmend geschürt. Wer tatsächlich hinter diesem Anschlag steht, wissen wir nicht. Aber es ist bekannt, dass al Qai'da den Christen in der muslimischen Welt den Kampf angesagt hat, also auch den Christen Ägyptens.
Das, was in Alexandria passiert ist, verstößt gegen alle Grundsätze und die Friedensbotschaft des Islam. Weder ist es erlaubt, Gotteshäuser anzugreifen noch ist Mord erlaubt. Wir empfinden Abscheu, Trauer und Zorn über solche Verbrechen, von wem immer diese auch verübt worden sind. Wir können nur hoffen, dass alle Menschen in Ägypten und überall sicher und in Frieden leben können, ohne Angst haben zu müssen, wegen ihres Glaubens usw. verfolgt und ermordet zu werden.
Muslimen, unter ihnen vor allem Schiiten, sind oft genug selbst Opfer von Attentaten, so dass sie das Leid und die Wut der Betroffenen gut nachvollziehen können. Den religiösen Frieden wieder herzustellen wird nach solchen brutalen Attacken schwer sein. Aber er ist notwendig. Denn, wenn einer angegriffen wird, werden wir alle zu Opfern.
Brennende Kirchen, Synagogen oder Moscheen sind schlimme Exzesse der Intoleranz und Menschenverachtung. Solche Verbrechen haben nicht selten zu Pogromen geführt, wie man auch in Deutschland weiß. Anschläge auf Synagogen, Kirchen oder Moscheen, ob in Deutschland oder anderswo, sind eine Bedrohung des religiösen und sozialen Friedens einer Gesellschaft.
Der Schutz von religiösen und ethnischen Minderheiten hier und in der ganzen Welt muss auch von uns Muslimen klar und deutlich gefordert werden. Wir verurteilen diesen barbarischen Akt wie auch jede Form von Terrorismus und Unterdrückung. Islam und Terrorismus sind niemals vereinbar.
Den Opfern, Verletzten und ihren Angehörigen gilt unser Beileid, Mitgefühl und Gebet.
Haiko Hasan Hoffmann
Islamisches Zentrum Schwerin e.V.
Vorsitzender
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Schwerin, den 10. September 2010/30.Ramadan 1431 AH:
Wir protestieren hiermit auf das Schärfste gegen das Vorhaben eines US-amerikanischen evangelikalen Hasspredigers, in der Öffentlichkeit am 11. September vor seinem Gemeinddehaus ca. 200 Quran-Exemplare verbrennen lassen zu wollen.
Das ist ein Akt der Kulturbarberei, welche man nur mit den Bücherverbrennungen der Nazis 1933 noch vergleichen kann. Dieses Handeln, bewusst genau dann geplant, wenn das Hochfest der Muslime Id al-Fitr auf den Jahrestag des Terroranschlags in New York fällt, um die Muslime damit gleich doppelt zu beleidigen und Gottes Wort demonstrativ verbrennen zu lassen. Dieses satanische Handeln ist geeignet, den Frieden zwischen Muslimen und Nichtmuslimen nachhaltig zu gefährden. Und wenn man
liest, das dieser Hassprediger sogar in Deutschland eine Bibelgruppe gründete, dann rückt auch Deutschland damit auf den Plan. Die Bibelgruppe distanzierte sich allerdings von dem Vorhaben. Und man kann in diesem Artikel auch interessante Details zur Person des Terry Jones lesen, welche nur einen Schluss zulassen: Wer diesem Mann Zuspruch gibt, lässt sich mit einer sehr zweifelhaften Person ein. Solchen Leuten muss Einhalt geboten werden.
Wir protestieren gegen die rassistischen Ausfälle eines Sarrazin.
Zwar gibt es Aussagen von ihm, die stimmen, was z.B. mangelnde Integrationsbereitschaft oder mangelnde Bildung unter einem Teil der Migranten auch aber eben nicht nur aus muslimischen Ländern angeht. Jedoch sind das weder Erkenntnisse, die auf ihn zurückgehen noch sind es diese Aussagen, um die es ihm geht, wobei er geringere Bildung bei Menschen mit geringerer Intelligenz verwechselt. Was er aber eigentlich behauptet, riecht verdächtig rassistisch, indem er ausschließlich muslimischen Migranten nicht nur mangelnde Intelligenz zuschreibt, sondern sich auch darin versteigert, "seine" Thesen aufzustellen, dass mangelnde Intelligenz vererbbar sei. Aber auch diese Theorie ist nicht neu. Schon die Nazis und auch das koloniale Denken der Protagonisten der "Herrenrasse" führten am Ende dazu, dass die einen sich anmaßten, über Schicksal, Leben und Tod anderer zu entscheiden. Die Folgen solcher Lehren sind sicher auch Herrn Sarrazin bekannt. Wenn nicht, sollte man einmal seinen Intelligenzquotienten begutachten. Vielleicht stammt er gar auch von Vorfahren ab, die durch seinen Namen suggeriert werden. Denn einst nannte man hierzulande die Muslime Sarazenen. ...
Wir protestieren gegen die Beliebigkeit bei der Verteidigung der Meinungsfreiheit, d.h. indem Beleidigung gleich Meinungsfreiheit sei.
Wenn ein dänischer Karikaturist unserem Propheten (saawaws) auf üble Weise öffentlich karikiert und weitere höchst muslimfeindliche Karikaturen zum Besten gibt, wird das nicht als Beleidigung aufgefasst, sondern als Verteidigung der Meinungsfreiheit. Wenn Muslime sich dagegen verwahren, dann sieht man das als Angriff auf die Meinungsfreiheit und nicht als Meinungsfreiheit gegen Beleidigung. Die Rede ist nicht von Gewaltakten z.B. in Afghanistan infolge der Veröffentlichung, bei der ausnahmslos Muslime gestorben sind, sondern von friedlichen Protesten weltweit, die im Gegensatz zu Exzessen kaum Eingang in die Medien fanden. Somit wird zweierlei Maß angelegt in der Frage, was Meinungsfreiheit ist und was nicht. Muslimen wird allzu oft nicht das gleiche Recht darauf zugebilligt. Das macht Sorgen und ist geeignet, den sozialen Frieden zu stören. Umso schmerzlicher ist es, wenn man sieht, wie unsere Kanzlerin einerseits Grüße zum Ramadanfest sendet, aber andererseits ausgerechnet besagten Karikaturisten Ehre zuteil werden lässt für etwas, was nicht Meinungsfreiheit ist sondern Beleidigungsfreiheit. Und auch dieses ausgerechnet zur Zeit des Ramadanfestes? Warum ausgerechnet jetzt? ...
Wir beobachten diese Vorgänge mit zunehmender Sorge. Wir hoffen und beten, dass die Verantwortlichen die Gefahr erkennen und sich nicht vor den Karren von Islamhassern spannen lassen. Wer an einem Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft oder Religion interessiert ist, muss erkennen, dass dies nur möglich ist, wenn man anderen nicht brüskiert, Feingefühl zeigt und nicht zulässt, dass Brunnenvergifter frei und ungestraft agieren können. Wir sitzen alle in einem Boot. Wir können entweder nur gemeinsam segeln oder gemeinsam untergehen. Letztere Option kommt sicher nicht in Frage. Weder für uns Bürger dieses Landes noch diejenigen, welche in verantwortliche Positionen auch von uns Muslimen gewählt worden sind. Loyalität ist niemals eine Einbahnstraße.
Haiko Hasan Hoffmann
Islamisches Zentrum Schwerin e.V.
Vorsitzender