Und hier sind die Ziffern von 0 - 9
Die ostarabischen Ziffern (Reihe unten) sind wie die in Europa benutzten westarabischen Ziffern aus den indischen Zahlen entstanden (al-Chawarizmi). Die Zahlen, die man in Indien z.B. in alten Sanskrit- oder heutigen Hindi-Texten sieht, sehen mit Variationen so aus: ० १ २ ३ ४ ५ ६ ७ ८ ९
Mit etwas Vorstellungsvermögen kann man schon erkennen, dass es da Gemeinsamkeiten gibt. Nehmen wir allein die beiden Ziffern २ und ३ - und vergleichen sie einmal mit 2 und 3 bzw. ٢ und ٣ , dann muss man die Ziffern nur etwas drehen - und schon wird deutlich, dass die Formen aller drei Zahlensysteme recht ähnlich sind. Bei anderen muss man schon mehr überlegen. Aber allein schon die Zeit ihrer Entwicklung über Jahrhunderte erklärt, warum es im Laufe der Zeit zu Veränderungen kam.
Die ostarabischen Ziffern werden entsprechend der arabischen Schrift einzeln natürlich von rechts nach links aufgeführt, also so: ٠ ١ ٢ ٣ ٤ ٥ ٦ ٧ ٨ ٩
Wenn man aber zusammemgesetze Zahlen schreibt, wie z.B. Jahreszahlen 1928 oder 2008, dann sieht das so aus: ١٩٢٨ oder ٢٠٠٨
Wenn man diese beiden Jahreszahlen aber nebeneinander stellt, dann wird natürlich jede Zahl, hier also jede Jahreszahl, von rechts nach links geschrieben: ١٩٢٨ ٢٠٠٨
Vor der Einführung der Zahlen - insbesondere der Null ! - gab es allerdings eine ältere Methode*: Man verwendete die Buchstaben des Alphabets, denn jeder Buchstabe hat bis heute auch einen Zahlwert (Einer, Zehner, Hunderter bis 1000). Diese können in der Tabelle unten abgelesen werden. Man schrieb Zahlen zusammengesetzt wie Wörter - nur setzte man darüber eine Linie, um Verwechslungen auszuschließen. Traditionell gibt es dazu untenstehende Buchstaben- und Wortfolgen:
ابجد هوز حطي كلمن سعفص قرشت ثخذ ضظغ
[Davon gibt es zwei Lesungsvarianten: 1.: "abdschad hawwaz huttī kalaman sa'fas qaraschat thachadh dazagh" und 2. "abudschadin hawazin hutiya kalamna sa'fas qurischat thachudh dazugh"]
So entspricht also غظكح dem Jahr 1928. Das Jahr 2008 müsste dann so geschrieben werden: غغح, was gerade dem islamischen Jahr 1429 entspricht: غدكط. Die Zahl 3000 war غغغ und 40'000 مغ . Die Zahl 500'000 sähe dann so aus: ثغ . Wie aber eine Million geschrieben worden sein mag, sei mal dahingestellt. Vielleicht so? قظغ Oder so: ظقغ (natürlich mit Strich darüber)? ... Spätestens hier sieht man, wie praktisch doch die unscheinbare Null wäre, die es bei dieser Methode noch nicht gab, ähnlich wie bei den römischen Ziffern. Mit al-Chawarizmi (siehe auch hier bzw. hier) sollte dieses Dilemma im 9. Jahrhundert europäischer Zeitrechnung behoben werden, was später auch revolutionäre Auswirkungen auf Europa hatte. ...
Es sei noch kurz erwähnt, dass man im arabischen Westen (Maghreb, heute Marokko, Algerien, früher auch noch Andalusien) davon abweichend für die 60 den Buchstaben ص, für 90 den Buchstaben ض, für 800 den Buchstaben ظ, für 900 den Buchstaben غ und für 1000 den Buchstaben ش verwendete. Die Buchstabenfolge heißt im Maghreb also wie folgt:
أبجد ﻫوز حطي كلمن صعفض قرست ثخذ ظغش
[abudschadin hawazin hutiya kalman sa'fad qurisat thachudh taghusch]
Dort wurde "1928" dann wie folgt geschrieben: شغكح . ... Aber eben nur mit darüber gezogener Linie, um Verwechslungen mit möglichen Wörtern auszuschließen.
Diesen Zahlen-Buchstaben begegnet man heute in arabischen Büchern durchaus immer noch. Ähnlich wie bei uns, wo in Einleitungen und Vorworten gerne römische Zahlen benutzt werden, findet man diese Buchstaben-Ziffern ebenfalls auf den Seiten von Einleitungen und Vorworten.
Man benutzt ansonsten diese Zahlen-Buchstaben noch in der sogenannten Numerologie:
Die überall zu findende Formel بسم الله الرحمن الرحيم bi-smi-llaahi r-rahmaani r-rahiim ("Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen") würde einen Nominalwert von 786 haben (wenn man die Buchstabenwerte addiert, also 2+60+40 + 1+30+30+5 + 1+30+200+8+40+50 + 1+30+200+8+10+40), wo der Name "Allah" الله allein den Wert von 66 (1+30+30+5) hat. Der Name "Muhammad" محمد hat einen Zahlwert von 92 (40 + 8 + 40 + 4). Der Name "Ali" علي hat bei Addition den Wert 110 (70+30+10). ... Natürlich sind das nur fiktive Rechnungen. Aus der Höhe der Werte 66 (Allah), 92 (Muhammad) und 110 (Ali) möge man bitte nicht schlussfolgern, dass diese irgendeinen Rangunterschied kennzeichnen. Allein Allah Taala ist und bleibt natürlich oberste Instanz, unser aller Herr und Schöpfer, Dem allein wir dienen und zu Dem allein wir uns in unserem Gebet gen Mekka verneigen und vor Ihm niederwerfen.
* Das Thema Zahlen-Buchstaben ist nicht Teil des Arabisch-Unterrichts, sondern dient nur der Information für Interessierte, indem es auch im Unterricht erwähnt aber nicht abverlangt wird.
[Quellen: Н.В. Юшманов, Грамматика Литературного Арабского Языка / N.V.Yushmanov, Grammatika Literaturnogo Arabskogo Yazyka, Verlag "Nauka", Moskau 1985, S. 30; http://de.wikipedia.org/wiki/Abdschad bzw. ausführlicher in Englisch unter http://en.wikipedia.org/wiki/Abjad_numerals sowie http://www.kultur-in-asien.de/Schrift/seite580.htm]